Foto: ©TSK/Dr. Bernd Seydel
Experiment und Zufall. Vielfältige Kunst wird mit Stipendien gefördert
Pressemitteilung 8. März 2024
Die Kulturstiftung Thüringen verleiht Tanja Pohl und Timo Behn das Thüringer Landesstipendium für Bildende Kunst | Urkunden für Arbeitsstipendien vergeben
Am Donnerstag, 7. März 2024, wurden in der Gothaer Augustinerkirche die Thüringer Landesstipendien im Bereich Bildende Kunst übergeben. Die Auszeichnungen, die die Kulturstiftung Thüringen gemeinsam mit der SV SparkassenVersicherung verleiht, gehen in diesem Jahr an Tanja Pohl und Timo Behn.
Tanja Pohl wurde von der Fachjury für ihr Vorhaben, Drucktechniken weiterzuentwickeln, ausgewählt. Die 1985 geborene Künstlerin studierte an der Dresdner Kunsthochschule und lebt seit 2012 in Greiz. Nach „Wald“ und „Moor“ möchte sie sich nun in großen Formaten dem „Feld“ zuwenden und verbindet das Thema nicht nur mit dem landwirtschaftlich genutzten Acker: „Bei Feld denke ich auch an Schlachtfeld“, so die Künstlerin und erklärt weiter, „die industrielle Landwirtschaft lässt den Acker zum Schlachtfeld werden, auf dem Mensch, Tier und Pflanzen sich gegenüberstehen.“
Gerade schloss Tanja Pohl in ihrem Greizer Atelier die Arbeit an der ersten fünf Meter langen Stoffbahn ab. Diese hat sie mit Radierungen sowie Materialdrucken, etwa von Holz, bearbeitet. „Allein das Format bringt mich an der Druckpresse an Grenzen, weshalb ich gespannt bin, wie sich die Arbeit während des Stipendiums weiterentwickelt. Vielleicht zerstöre ich die Stoffbahn auch und arbeite mit Teilen daraus weiter. Das habe ich in der Vergangenheit schon bei anderen Arbeiten gemacht. Im Fall des Schlachtfeld-Druckes würde das auch gut zum Thema passen.“ In einem dritten Druck möchte sie Zukunftsvisionen entwerfen. Ob wir darin blühende Landschaften sehen werden? Der Arbeitsprozess hält das jedenfalls noch offen.
„Es steckt immer noch was drin.“ (Timo Behn)
Auch Timo Behn kann sich auf die Unterstützung durch das mit 10.000 Euro dotierte Landesstipendium freuen. Der 1973 in Jena geborene Maler und Bildhauer, der mittlerweile in Rudolstadt lebt, wird eine Klangskulptur entwickeln. Für diese nutzt er Objekte, die der Künstler bei Spaziergängen findet. „Die Gegenstände, die ich in meinen Skulpturen einbeziehe, mögen für andere wie Müll aussehen. Ich sehe das aber anders: es steckt immer noch was drin“, so Behn. Wie die kaputten Vasen, Kanister oder Töpfe klingen, überlässt Timo Behn dem Zufall. Das Zusammenspiel der in der Fachsprache als object trouvée bezeichneten Einzelteile arrangiert der Künstler und ist deshalb nicht beliebig. „Die Klangskulptur entsteht durch ständiges Ausprobieren und Experimentieren“, erklärt der Künstler. Mit dieser Herangehensweise nimmt er sich ein Vorbild am US-amerikanischen Komponisten John Cage (1912–1992): „Cages Idee, dass alle Klänge Musik werden können, ist für meine Skulptur ganz wesentlich“.
Der Direktor der Altenburger Museen, Dr. Roland Krischke, freut sich auf die klangliche Umsetzung von Behns Skulptur und betont: „Bei diesem Projekt war es uns als Fachjury wichtig, dass ein klarer Bezug zu Thüringen hergestellt ist.“
„Tanja Pohls tiefgreifende Erkundungen der Beziehung zwischen Mensch und Natur durch ihre einzigartige Pflanzendruck-Technik und Timo Behns innovative Klangskulpturen, die den Klang aus dem Gefängnis der Musik befreien – sind leuchtende Beispiele für das kreative Potenzial, das in Thüringen pulsiert.“, so Kulturstaatssekretärin Tina Beer, die gemeinsam mit Dr. Verena Titze-Winter von der SV SparkassenVersicherung die Urkunden an die beiden Landesstipendiaten überreicht hat. Ausgestellt werden die Arbeitsergebnisse der beiden Künstler im Frühjahr 2025 im KunstForum Hannah Höch in Gotha.
Neben Tanja Pohl und Timo Behn erhielten auch 26 weitere Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Musik, Darstellende Kunst und Bildende Kunst die Urkunden für die Arbeitsstipendien der Kulturstiftung Thüringen.